Leicht bewegt begrüsste Josef Zimmermann die Gäste zur 96. Generalversammlung des Baumeisterverbands beider Appenzell. Wie gewohnt stellte er zuerst kurz den Ort der Veranstaltung vor: Gonten. «En Goonte, e Pfütze im Hochmoor» – wohl allen Anwesenden bekannt. Der Kronberg ist schon im 11. Jahrhundert erwähnt worden. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Gonten Torf, «Tobe», gestochen.
Darauf äusserte Zimmermann ein paar tiefsinnige Gedanken zur gegenwärtigen Weltlage. «Unsere Welt hat Fieber, klimatisch und ökologisch. Tun wir unser Bestes!» In seinem Jahresbericht wies er auf die gute Beschäftigungslage in der Baubranche hin. Viele Grossbauprojekte seien gleichzeitig realisiert worden. In Appenzell und der Umgebung standen zehn grosse Kräne im Einsatz. So etwas habe es noch nie gegeben. Das Bauvolumen war regional sehr gross, die Verteilung auf die einzelnen Unternehmen jedoch unterschiedlich. Er verglich die heutige Situation mit einem Hamsterrad. «Wir springen den Aufträgen nach und können die Geschwindigkeit nicht mehr mässigen. Weniger wäre manchmal mehr.» Die Baubranche sei ein Motor im Wirtschaftssystem und die Baumeister seien stolz, zur Erhaltung des Wohlstands in der Schweiz beizutragen. Leider stehe die Baubranche in den Medien oft negativ im Rampenlicht. Das solle sich ändern.
Mehr Eigenverantwortung
Die Flut von Vorschriften und Expertisen könne reduziert werden, ohne bei der Qualität des Produktes Abstriche machen zu müssen. Auf Deponien sollte ökologisch, umweltgerecht und in einem vernünftigen Kostenrahmen Aushub abgelagert werden können. Die Eigenverantwortung müsse wieder stärker gefördert werden. Man könne den Staat nicht für alles verantwortlich machen und denken, es sei schon jemand da, der bezahle. «Wir alle sollten lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen», so Zimmermann.
Präsidentenwechsel
Danach ging es an die Verabschiedung des langjährigen Präsidenten: Im Umgang mit seinen Kollegen hat sich Josef Zimmermann stets durch ein respektvolles Miteinander ausgezeichnet sowie durch sein breites Fachwissen und seinen weiten Horizont. Er nahm sich Zeit für Gespräche, wenn es diese brauchte. Raphaela, seine Frau, habe ihm stets den Rücken freigehalten, so hiess es. Zimmermann dankte seinen Kollegen für das Vertrauen und wünschte Andreas Fässler, seinem Nachfolger als Präsident, viel Elan, Freude und Durchsetzungsvermögen im Amt.
Neu als Vizepräsident in den Vorstand gewählt wurde Ludwig Sutter von der Bauunternehmung «Sutter AG», Appenzell, der bis anhin das Amt des Revisors ausgeübt hatte. An seine Stelle tritt Sandro Zimmermann. Wiedergewählt wurden Revisor Martin Künzler und alle restlichen Vorstandsmitglieder: Aktuar Franz Manser, Lehrlingsausbildner Peter Knöpfel und Kassier Oliver Hörler.
Wer aufgibt, hat verloren
Der «angemessene Verlust» in der Jahresrechnung sei zu begründen durch den Beitrag an die Maurerlehrhalle in Gossau. Dem Nachwuchs im Strassenbau und bei den Maurern wird ein grosser Stellenwert beigemessen. Wie jedes Jahr bereicherte der Geschäftsführer der Maurerlehrhalle, René Engetschwiler, die GV mit interessanten Infos. Michael Kehrli, Mitglied der Geschäftsleitung des Bereichs Arbeitgeberpolitik und Recht im Schweizerischen Baumeisterverband, gab zudem einen Einblick in seine Arbeit. Dem Baumeisterverband beider Appenzell gehören 33 Mitgliederfirmen an. Anwesend an der Generalversammlung in Gonten waren 24 Stimmberechtigte, dazu verschiedene Referenten und Gäste. Es wurde rege diskutiert.
Josef Zimmermann wird in der Paritätischen Berufskommission, die sich aus Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammensetzt, eine neue Aufgabe finden. Zum Abschied hat er die Anwesenden ermuntert, sich für eine Sache einzusetzen und nicht aufzugeben. Im Anschluss spielte zu einem verspäteten Mittagessen infolge der langen Versammlung das Handorgelduo Gähler-Müller löpfigi Musig.